Main-Post, 23.Juli 2020

Dittelbrunn: Energiewende möchte Boden (wieder) gutmachen

Pläne für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage wurden im Gemeinderat vorgestellt. SÜDWERK will mehr als 8 Millionen Euro investieren.

Im Gemeinderat kam es zu einer Grundsatzdebatte, bezüglich Plänen des Investors „SÜDWERK“. Das Unternehmen möchte 2022 eine Freiflächen-Photovoltaikanlage im Südwesten von Holzhausen bauen. In diesem Fall geht es um 16 Hektar, inklusive Ausgleichsflächen. Die Flächen liegen an einem Waldrand zwischen Dorf, Verbindungsstraße nach Maibach, der A71 und Hain.

Projektentwickler Thomas Jungkunz stellte für die Burgkunstadter Projektgesellschaft die Pläne vor. Es geht um etwa 8 bis 9 Millionen Euro, SÜDWERK übernimmt das unternehmerische Risiko und die Kosten. Zunächst soll ein städtebaulicher Vertrag mit der Gemeinde abgeschlossen werden. Der Planer betonte, dass man, in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde, blühende Flächen und Eingrünungen schaffen wird. Außerdem werden unter freistehenden Solaranlagen, keine Ackerflächen versiegelt. „Die Natur wird sich ein Stück gepflegte Wildnis zurückholen.“ Die Böden könnten sich bis zu 30 Jahre lang erholen.

Strom für 4300 Privathaushalte

Die 13.100 kWp-Anlage wird 4.300 Privathaushalte versorgen und zusätzlich jährlich 8.300 Tonnen CO2 einsparen. Die Gemeinde erhält Nutzungsentgelte und außerdem nach der Amortisierung 70 Prozent der Gewerbesteuer. Was nach 15 Jahren mehr als 300.000 Euro bringen würde. Zudem gibt es Beteiligungsmöglichkeiten, etwa für die Energiegenossenschaft.

Eine Bürgschaft ist Teil des Vertrags, so Jungkunz. Auch gegen die (theoretische) Brandgefahr ist man versichert: „Wir hatten noch keinen Brand.“ Die Standortauswahl wurde computergestützt anhand des Bayern-Atlas getroffen. Es geht um ein so genanntes „benachteiligtes Gebiet“ nahe der Autobahn. Die Kohlekraftwerke seien allerdings noch bis 2038 am Laufen: „Was jetzt gebaut wird, ist zusätzlich am Markt.“ Deutschland exportiert derzeit einen Strom-Überschuss, mit dem man ein Land wie Portugal versorgen kann. Warum werden die Anlagen nicht erst dann gebaut, wenn sie wirklich für den Lückenschluss gebraucht werden? Während nur ein Bruchteil der Dächer im Kreis für Anlagen genutzt wird, wird nun stattdessen auf gutem Boden gebaut.

Bürgermeister Warmuth: Stromverbrauch steigt weiter

„Wir müssen irgendwann mal anfangen“, widersprach Matthias Windsauer, der unter anderem auf den wachsenden Strombedarf, etwa durch eMobilität, verwies. Dafür braucht es auch Freiflächen-Anlagen. Gleichzeitig wird man neue Speichertechniken, wie Power-to-Gas, haben. „Der Stromverbrauch steigt die nächsten zwanzig Jahre um mehr als das Doppelte“, meinte Bürgermeister Willi Warmuth. Er hat den Eindruck, dass die Pläne auf einer Informationsveranstaltung positiv aufgenommen wurden.

„Deutschland hat jetzt die Möglichkeit, wieder mal technologischer Vorreiter zu werden“, findet Lars Neubauer: „Wir müssen jetzt die ersten Schritte in die Zukunft gehen. „Wir brauchen trotzdem einen Mix“, sagte Thomas Jungkunz. Dabei ist die Strom-Lücke mit Freiflächenanlagen schneller zu schließen als nur mit Dachanlagen. Bio-Bäuerin Manuela Markert erinnert an die Bedürfnisse der Landwirtschaft, bezüglich Flächen und laufenden Förderprogrammen für Pächter. Ebenso wollte die Gemeinderätin wissen, ob der Solarstrom regional genutzt wird. Infolge der Liberalisierung des Strommarktes wird der Strom anonym gehandelt und fließt dorthin, wo er gebraucht wird, meinte der Referent.

Willi Warmuth verwies auf den neuen regionalen „Strommarkt Marienbachtal“: Die Dittelbrunner Bürger können jetzt (bilanziell) 100 Prozent Ökostrom aus „eigener Erzeugung“ beziehen. Man ist die einzige Gemeinde im Landkreis, so Warmuth, bei der das möglich ist. Die Kommune wird Teil eines lokalen, dezentralen Strommarkts, in Zusammenarbeit mit dem Versorger „Bayernwerk Regio Energie“.  Stromerzeugung, -Versorgung und -Abnahme sollen vor Ort stattfinden, auch um die Akzeptanz der Bürger für die Erzeugungsanlagen zu erhöhen.

Mit 14 zu sechs Stimmen wurde dieses Vorgehen genehmigt.

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