Die KITZINGER, 23. Juli 2020
Photovoltaik-Freianlagen in Abtswind
Deutschland ist mitten drin in der Energiewende. Auch im Landkreis Kitzingen werden große Photovoltaik-Freiflächen konzipiert. Ist der Widerstand Unsinn?
34 Hektar sind in Abtswind geplant, 43 Hektar in Biebelried und in der Gemarkung Buchbrunn sind zehn Hektar in Planung. Die Freiland-Photovoltaik ist ein Weg, um die Energiewende zu beschleunigen. Sie hat Befürworter – aber auch einige Kritiker.
Der Strom muss irgendwo erzeugt werden. Einfach so kommt er nicht aus der Steckdose
Nicht der einzige Grund, warum sich Bürgermeister Jürgen Schulz für das Projekt und eine Änderung des Bebauungsplans ausspricht. „Der Strom muss irgendwo erzeugt werden“, erinnert er. „Einfach so kommt er nicht aus der Steckdose.“ Dennoch gab und gibt es auch in Abtswind Widerstände. In einem Leserbrief an diese Zeitung wurde ein unverhältnismäßiger Flächenverbrauch kritisiert. Wertvolles und nutzbares Ackerland würde wegfallen und die Landschaft entstellt werden. Ferner könnten Wildtiere die eingezäunten Flächen nicht nutzen. Bevor die Landschaft verunstaltet wird, sollten lieber die Dächer mit Solaranlagen bestückt werden.
Manuel Zeller Bosse kennt diese Argumente. „Sie kommen oft aus dem wertkonservativen Milieu.“ Die Gegner seien laut, aber letztendlich in der Minderheit. Diese Erfahrung macht er zumindest bei seinen Vorträgen in den Gemeinderäten. „Die Frage ist ja auch immer: Was ist die Alternative für den Klimawandel, die größte Herausforderung der Gegenwart?“, sagt er. Eine überzeugende Antwort darauf habe er bisher nicht erhalten.
Ein Argument kann er in Abtswind jedenfalls entkräften. Bei einer 34 Hektar großen Photovoltaik-Anlage wären gerade mal 5,9 Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Flächen belegt. Für etliche Landwirte ist die Verpachtung dieser Flächen sogar Existenz erhaltend. „Sie überlassen uns nur einen Teil ihrer Flächen. Dadurch gewinnen sie Sicherheit durch das Nutzungsentgelt, um die anderen Flächen weiter zu bewirtschaften.“, argumentiert er. Manch ein Landwirt hat auf diese Art und Weise eine ansonsten unweigerliche Betriebsaufgabe vermeiden können.
Von einer Verschandelung und Entstellung der Natur kann auch wirklich keine Rede sein. Die Belange von Anwohnern, die Interessen der Gemeinden und der Naturschutz werden stets abgeglichen und berücksichtigt, versichert er. Mit Hilfe von Simulationsprogrammen werde beispielsweise die Einsehbarkeit der Anlagen von Wohngebieten aus geprüft. „Wir reden hier über Außenbereiche, weit abseits geschlossener Ortschaften“, betont Zeller Bosse. „In Lagen, die weder touristisch relevant noch jemals für eine Wohnbebauung geeignet sind.“
Für die Natur sind die Flächen oft ein Gewinn
Für die Natur sind die Flächen oftmals ein Gewinn. Zwischen den Solarmodulen bilden sich vielfältige Pflanzengemeinschaften aus Gräsern, Kräutern und Blumen. Der Boden wird mit wichtigen Nährstoffen versorgt und kann sich auf natürlich Weise von der landwirtschaftlichen Nutzung erholen. „Auch die Ansiedlung von Bienenvölkern oder die Nutzung als Schafsweide ist möglich“, so Zeller Bosse. Vor allem kleinere Wildtiere können unter den Zäunen sehr wohl hindurch schlüpfen.
Ohne Photovoltaik wird die Energiewende scheitern
Diese werden entweder von den jeweiligen Gemeinden genehmigt – oder auch nicht. „Gemeinden können relativ frei entscheiden, ob sie eine solche Anlage möchten oder nicht“, erklärt Michael Goller. Das Landratsamt ist „nur“ die Rechtsaufsichtsbehörde. „Insofern haben wir keine unmittelbaren Einflussmöglichkeiten.“ Im Jahr 2018 liefen vier Anfragen und im Jahr 2019 acht Anfragen von Gemeinden ein. Gescheitert sind laut Goller zuletzt Anträge in Iphofen-Nenzenheim und Kleinlangheim. Gebaut wird unter anderem in Biebelried und Abtswind.
Mit seiner Firma plant Zeller Bosse derzeit Photovoltaik-Anlagen auf mehr als 3000 Hektar in Bayern, Thüringen und Österreich. Laut Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung sollen in zehn Jahren 65 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden. Nach Schätzungen des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V. müssen dafür pro Jahr mindestens zehn Gigawatt Photovoltaik in Deutschland installiert werden. „Tatsächlich bietet Freiland-Photovoltaik die einzige realistische und umweltverträgliche Chance auf Klimaneutralität“, so Zeller Bosse. Er ist überzeugt: „Ohne Photovoltaik wird die Energiewende scheitern.“
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