Hilpoltsteiner Kurier, 11. September 2019
Wie sich Hilpoltstein selbst komplett mit Strom versorgt
Pierheim – Versteckt auf einem Feld gleich neben der A9 zwischen Grauwinkl, Jahrsdorf und Pierheim liegt die neue Photovoltaikanlage der Firma SÜDWERK. Genehmigt wurde die Anlage im August des vergangenen Jahres vom Hilpoltsteiner Stadtrat und im November in nur sechs Wochen errichtet.
Kein Zufall: Solarmodule von der Öffentlichkeit bislang kaum bemerkt
Dass die 5400 Solarmodule auf rund 1,5 Hektar Fläche von der Öffentlichkeit bis jetzt kaum bemerkt wurden, ist Absicht. „Wir suchen bewusst Flächen aus, die das Landschaftsbild nicht stören und die Solarenergie somit größere Akzeptanz in der Bevölkerung erfährt.“, erklärt der Geschäftsführer des Unternehmens, Manuel Zeller Bosse.
Wesentlich größere Anlage bei Solar in Planung
Vor rund 3 Jahren hat er bei Stadt Hilpoltstein die Möglichkeit angefragt, auf dem Gemeindegebiet einen solchen Solarpark zu realisieren. „Die Stadt war sehr kooperativ“, lobt Zeller Bosse die Zusammenarbeit. Ein guter Grund für ihn, schon an der Planung einer weiteren, mit rund zehn Hektar, wesentlich größeren Photovoltaikanlage zu arbeiten. Entstehen soll die Fläche bei Solar – und zwar nicht nur wegen des passenden Ortsnamens.
Dieses Projekt ist vom Stadtrat zwar noch nicht genehmigt, aber immerhin ist schon ein Aufstellungsbeschluss erteilt worden, so Zeller Bosse. Laut Markus Mahl stehen die Chancen, dass der Stadtrat für diese Anlage in diesem Jahr grünes Licht gibt, nicht schlecht. „Nötig ist, dass wir wie auch hier bei Pierheim den Flächennutzungs- und Bebauungsplan ändern. Dabei wird geklärt, wie hoch die Anlage wird und wie sie mit dem Boden verbunden wird. Damit das Gelände nach Ende der Laufzeit problemlos wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann.“, erklärte Mahl.
Pfahlgerüst macht späteren Abbau leicht
Die Anlage bei Pierheim, deren wirtschaftliche Laufzeit mit 20 Jahren angegeben wird, ist jedenfalls so konzipiert. Das bedeutet, dass die Solarzellen nicht mit einem Betonfundament im Boden verankert sind, sondern deren Gerüst aus dem Boden ragt. Was einen späteren Abbau leicht macht.
Neben der Genehmigung der Stadt benötigte das Unternehmen für seine Pläne auch einen Pachtvertrag mit dem jeweiligen Grundbesitzer. Wobei laut Zeller Bosse ein „gutes Miteinander“ mit den Landwirten herrscht. „Mit uns als Partner bekommen die Grundbesitzer eine Einnahmequelle für ihre Agrarflächen, deren Bestellung sich zukünftig eventuell nicht mehr rentiert.“, sagte Zeller Bosse.
Das in Burgkunstadt beheimatete Unternehmen hat seit seiner Gründung im Jahr 2017 schon ein knappes Dutzend Photovoltaikanlagen in unterschiedlichen Größen realisiert und ist weiterhin auf der Suche nach geeigneten Flächen.
Sieben Hektar Photovoltaik ersetzen ein Windrad
Die Pierheimer Anlage, die im März ans Netz ging und das zweite Projekt dieser Art im Stadtgebiet nach der Photovoltaikanlage bei Mindorf ist, kommt auf eine jährliche Leistung von rund 1,5 Megawatt. „Damit können rund 350 Haushalte mit Strom versorgt werden“, rechnet der Besitzer Heinz Werner Kohles vor. „Um die gleiche Strommenge mit Biogas zu erzeugen, bräuchte man eine Fläche von rund 30 Hektar statt nur 1,5 Hektar wie hier. Und mit einer Photovoltaikanlage von nur sieben Hektar könnte man sogar ein Windrad ersetzen.“, sagt Firmenchef Zeller Bosse mit Blick auf die beiden Windkraftanlagen bei Sindersdorf.
Genug Strom für ganz Hilpoltstein
Für Bürgermeister Markus Mahl ist der Solarstrom eine gute Alternative zum Ausbau Windenergie. Die in Bayern vor allem wegen des Abstandgesetzes der Bayerischen Landesregierung quasi zum Stillstand gekommen ist. „Angenommen, die Photovoltaikanlage bei Solar würde realisiert. Dann wäre der erzeugte Strom zusammen mit der Pierheimer Anlage und den beiden Windrädern ausreichend um die gesamte Gemeinde Hilpoltstein mit Strom zu versorgen“. Grund genug für Mahl, diesen Weg weiter zu verfolgen. „Wenn wir Nachhaltigkeit und Energiewende wirklich ernst nehmen wollen, dann hören wir auch nach einer Deckung unseres Strombedarfs zu 100 Prozent durch regenerative Energie nicht auf.“
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